Mrz 7 2010
Die EndGame-Problematik – Gibt es überhaupt ein EndGame nach WoW?
Wenn man sich in den Foren umschaut, was der Hauptgrund der Spieler ist, der sie zu einem Gamequit bei einem beliebigen MMO führt, sind es meist fehlende Perspektiven und mangelnde Motivation im sogenannten EndGame, also der Bereich des Spiels den man erreicht, sobald man seinen Charakter auf das maximale Level gebracht hat.
WoW wird hier gerne als Referenz heran gezogen, da WoW zumindest in Bezug auf das PvE-EndGame mittlerweile genügend Raidcontent zur Verfügung stellt. Aber das war bei weitem nicht immer so. Allerdings hatte WoW den großen Vorteil, das erste Spiel zu sein, was ein kommerzieller Massenerfolg werden sollte. Betrachtet man Rückblickend den Zeitraum, den ein Spieler von Level 1 bis 60 gebraucht hat, ging wesentlich mehr Zeit ins Land, als es bei neueren MMOs Heutzutage der Fall ist. Früher brauchte man Monate, heute sprechen wir von Wochen oder gar Tagen, bis die ersten Spieler das Level-Cap erreicht haben.
Woran liegt das? Zum einen an der großen Erfahrung der Spieler. Die meisten Online-Spieler haben mittlerweile schon Erfahrungen in anderen MMOs gesammelt und wissen längst worauf man beim Leveln achten muss und wie man den schnellsten Weg zum Leveln findet. Jungfräulich ist fast niemand mehr, da alle bereits in Kontakt mit einem anderen MMO gekommen sind. Beim ersten MMO hingegen hält man sich gerade zu Beginn mit Kleinigkeiten auf, die zwar nett sind, aber die eigentliche Levelgeschwindigkeit dramatisch verringen. Zusätzlich dazu, sammeln interessierte Spieler bereits in den Closed und Open Betas erste Eindrücke und Erfahrungen und machen erste Fehler dort, um sie später im eigentlichen Spiel-Release zu vermeiden. Ein weiterer Punkt, der die Geschwindigkeit beim Leveln erhöht, sind sogenannte Data-Miner Seiten, wo man mittlerweile jede gewünschte Information online abfragen kann. Gerade zu Beginn von WoW musste man Questmobs noch suchen, was nicht selten sehr lange gedauert hat. Heute schlägt man in den Datenbanken nach und spart so wertvolle Zeit.
WoW hatte nun den Vorteil, das es a) weniger erfahrene Spieler gab, und b) kaum Datenbanken. Während die breite Masse also noch levelte, hatten die Entwickler Zeit, sich um das EndGame zu kümmern, was nach und nach in Form von Raids und neuen Instanzen dazu kam. Diese Zeit haben Entwickler neuer MMOs nicht. Schaut man sich z.B. Age of Conan an, so waren Spieler, trotz des Questengpasses zwischen 40-80, relativ schnell auf dem maximalen Level angekommen, nur um dann festzustellen, dass es weder PvP noch PvE Content gab. Ähnlich sieht es nun bei Star Trek Online aus. Cryptic werkelt mit Hochdruck an den sogenannten Raidisodes, die dann das PvE Endgame darstellen, aber derzeit sitzen die Admiräle gelangweilt in ihren Schiffen und wissen nicht was Sie tun sollen.
Leveln nun die Spieler einfach nur zu schnell, oder programmieren die Entwickler mittlerweile einfach zu langsam? Wahrscheinlich eine Mischung aus beiden. So wie WoW damals auf den Markt kam, würde Heute kein Spiel mehr Erfolg haben. Die Messlatte wurde dank Blizzard über die Jahre sehr nach oben verschoben. Aber eben genau mit diesem Hintergrundwissen sollten sich die Entwickler einfach ein halbes oder ganzes Jahr mehr Zeit zum polishen eines neuen MMOs nehmen, und zumindest ein Mindestmaß an Endgame direkt zum Release bereit stellen. Die Planung, erst Monate nach dem Release Endgame zu veröffentlichen, ist in der heutigen Zeit kaum noch tragbar und stößt bei vielen Spielern auf Unverständnis. Anscheinend scheinen nur die Spieler von Blizzard gelernt zu haben, nicht aber andere Softwarefirmen. Denn mit fast jedem neuen MMO Release, tappt eine andere Softwareschmiede in die Endgame Falle.
Ausnahmen dabei sind PvP-orientierte Spiele wie Aion oder Warhammer Online. Da es hier eigentlich nicht auf den PvE Content ankommt, der immer wieder frisch vom Entwickler nachgeschoben werden muss, steht das PvP untereinander im Vordergrund. Allerdings müssen die Anreize richtig vom Spiel gegeben werden. Der Entwickler muss also eine gute Basis für’s PvP schaffen. Was in EvE-Online bestens funktioniert, scheinen die Spieler in Aion und Warhammer verlernt zu haben. Denn hier kommt es auf die Spielerideen an: Playerdriven Content. Doch leider scheinen sich die meisten eben lieber etwas servieren zu lassen, als selber das Heft in die Hand zu nehmen und Content zu schaffen. Sicherlich sind solche Spieler besser bei WoW aufgehoben.
Den besten Playerdriven Content rund um die Territoriale-Vorherschafft zelebriert seit 2003 EvE-Online. Sicherlich sind Warhammer und Aion in gewissem Maße an dieses Prinzip angelehnt, erreichen die Dramatik und Spannung des EvE-Universums allerdings nicht. Das mag primär daran liegen, das Spieler das Spielprinzip nicht annehmen und eben nicht mitspielen. Zwischen Damals und Heute liegt eben WoW. Spieler die gelernt haben selber zu spielen, mögen Ihren Spaß finden, Spieler die in WoW gelernt haben zu konsumieren, sind mit dem offenen End-Game überfordert und schnell gelangweilt. Hier würde ich soweit gehen und behaupten: Das Spiel ist nicht schlecht, sondern nur die Community, die es spielt.
Da aber augenscheinlich die breite Masse, die WoW ja so kommerziell erfolgreich gemacht hat, eben ein WoW 2 haben will, behaupte ich einfach mal frech, das die breite Masse, die derzeit WoW spielt, lediglich in WoW 2, oder wie auch immer das neue MMO von Blizzard heißen wird, einen für sich akzeptablen Endgame Content finden wird, mit dem sie dann allerdings auch nicht zu 100% zufrieden sind 😉
Gunny / Baladur
7. März 2010 @ 17:43
Guter Artikel.
So Mem, dann schreib mal einen 150-seitigen Beiträg zum Thema EVE-Endgame ^^
Calaelen
7. März 2010 @ 18:52
„Doch leider scheinen sich die meisten eben lieber etwas servieren zu lassen, als selber das Heft in die Hand zu nehmen und Content zu schaffen. “
Dieser Zustand wird inzwischen in WoW echt bis auf die Spitze getrieben. Ein riesen Spielerpool, der sich bedienen lassen will und Gilden / Raids nur als Sprungbrett für den nächst besseren Farmraid ansieht.
Meckern, motzen und fordern können fast alle, aber sobald diese für ihre Forderung auch aktiv mitmachen sollen, wir lieber eine andere Gilde gesucht…
Grueni
7. März 2010 @ 22:18
Wie gebau funktioniert das denn bei EVE?
Mem
8. März 2010 @ 00:37
Ich denke, das ist nen guter Aufhänger für nen neuen Artikel 🙂 Coming soon.
Zhori
8. März 2010 @ 11:38
Tja leider hast du recht mit der Community… Ich kann halt nur von Warhammer sprechen da ich nie WoW gezockt hab, aber dasselbe Problem gabs ja wie gesagt auch bei Age Of Conan schon, wobeis dort noch extremer war als bei WAR. So langsam haben alle den King auf farm, sprich man hat beinahe wie ein abkommen mit der Gegenseite, man Chainlockt alle Zonene bringt die feindliche Stadt bei minimer Gegnwehr auf Stufe 2, tötet den King und holt sich sein Sovereign Teil ab, beide Realms haben mittlerweile fixe zeiten wann das gemacht wird und man lässt die gegenseite gewähren… Das einzige was man halt noch tun kann um Spass am Spiel zu haben ist mit guten Leuten PvP machen und genau da liegt halt immer noch die Stärke von Warhammer, alles töten was rote Namen hat macht halt immer noch tierisch Laune 😛
Sleth
8. März 2010 @ 12:27
Also wieder der Weg des geringsten Wiederstandes um schnell an Loot zu kommen. So wie es damals am Ende unserer Warhammer-Zeit auch schon anfing. Schade, denn gerade die taktischen Kämpfe waren immer sehr spaßig, auch wenn die Warhammer Engine (zumindest vor ein paar Monaten noch) relativ schlecht bei Massenschlachten performt hat. Mal schauen ob bei der Pax tatsächlich ein War Addon angekündigt wird. Das wäre der ideale Zeitpunkt um nochmals kräftig an der Engine zu schrauben. Das Addon würde ich mir dann auch auf jeden Fall mal ansehen.
Ghanur
8. März 2010 @ 22:16
Nun ja, WoW ist noch immer weit von Everquest (das Orignal von 1999) entfernt was das PvE (End-)Game betrifft.
Ein PvE-Spiel benötigt viel Einsatz von Seiten der Entwickler. Wenn ein Entwickler weniger Zeit investieren will bzw. kann (CCP war damals eine richtig kleine Klitsche *g*), ist PvP die bessere Lösung.
Mit EVE Online ist es CCP gelungen ein sehr gutes PvP-System zu entwickeln, es werden nur grundlegende Regeln vorgegeben und überwacht, der Rest ist Sache der Spieler.
Das Spiel ist nichts für einfache Konsumenten, wie immer wieder im Hilfe Chat zu sehen ist…
– „Ich hab die Tutorials durch, wie/wo gehts es weiter?“
– „Welche Skills soll ich lernen?“
– „Was ist das beste Schiff für PvP?“
Irgendwie lustig, aber auch traurig, dass die Spieler nichts mit der Freiheit anfangen können.
Erschwerend kommt hinzu: „EVE is a harsh Mistress“ *gg*
EVE ist nach Meridian59 das erste PvP-Spiel das mich interessiert. Maßstäbe für PvE setzte für mich Everquest – nichts kam auch nur in die Nähe.
Ja, ich bin uralt und früher war doch manches besser *fg*
Ghanur