Apr 13 2010
Die Qual der Wahl – Playerchoices in MMO bezogen auf die Ausrüstung
Zu dem Thema gibt es aus meiner Sicht zwei Aufhängepunkte. Zum einen eine Diskussion, die bei uns im Gildenforum aufflammte, Ausgangspunkt war die Frage, wie verfügbar Gear in einem Spiel sein soll. Die Aussage eines unserer Druiden:
ich bin halt immer der meinung gewesen, dass gearchoice mehr als gearqualität aussagt, und die wahrheit aufm platz liegt.
Aber wieviel Gearchoice hat der Spieler eigentlich in WoW? Immerhin ist ja auch ein Argument von Blizzard, dass die Wahl zwischen verschiedenen Items für jeden interessierten Spieler machbar sein soll, weshalb einige Stats nun verschwinden. Schauen wir uns aber den durchschnittlichen Spieler in den Städten oder auch in den Raids an, dann stellen wir schnell fest: 90 % der Leute haben 4-5 Setteile an, das 5. Teil auf dem Setslot ist, wenn es kein Setitem ist, meistens ein im Ilvl höherwertiges Stück (oft der 245er Helm zum restlichen 232er Gear). Man sieht nur sehr wenige Leute, die bewußt auf das Set verzichten, einfach, weil es einerseits viel leichter zu farmen ist (dies gilt mittlerweile auch für das T10) als die Nonsetitems, die nur in den Instanzen droppen, zum anderen, weil die Setboni oft gut genug sind, dass sie mitgenommen werden. Der Restoschamanen T9 Bonus war da wirklich eine ziemliche Ausnahme. Insofern kann man sagen, dass 90 % der Spieler schonmal 5 Slots haben, wo Sie nicht groß nachdenken müssen.
Wenn ich mir dann die Zahl der verfügbaren Ringe/Amulette anschaue, dann erkennt man, dass hier eher eine Auswahl zu trefffen ist. Allerdings: oft wird schlichtwegs das getragen, was man bekommen kann, weil es gerade gedroppt ist. Gleiches gilt für Trinkets, wobei auch hier dank der guten Qualität einiger Markentrinkets bei vielen Klassen schonmal Slot 1 fest belegt ist. Wenn ich jetzt einen Heiler sehe, der auf dem ersten Slot das Markentrinket trägt und auf dem zweiten das PdK/PdoK 25er, dann gibt mir das nicht wirklich nen Hinweis, ob er Ahnung hat. Ob er etwa einen Abacus in der Tasche hat und den nicht nutzt.
Bei den Waffen wird es oft noch trivialer, auch hier kann ich einem Spieler allenfalls ansehen, ob er Ahnung hat, wenn ich auch den Inhalt seines Rucksacks kenne oder weiß, welchen Loot er nicht mitgenommen hat. Und selbst dann sind die Unterschiede oft sehr marginal.
Was bleibt also? Sockel und Enchants. Klar gibt es hier einige Fails, die denkbar sind. Etwa Leute, die keine Caps treffen. Magier die Int sockeln. Und ähnliches. Aber das Basteln von Templates zur DPS Gewinnung ist einerseits dank Rawr mittlerweile für die meisten Klassen recht simpel (Enhancer mit seinen hohen Caps ist hier denke ich eine der wenigen Ausnahmen) und zum anderen sind die meisten Ausrüstungsteile soweit harmonisiert, dass es kaum Unterschiede gibt.
Dass es auch anders geht, beweist WoW im Bereich frisch 80 mit der blauen Ausrüstung, auch bei War war es so, dass man auf dem Weg zu den beiden ersten Ward Stufen (und auch zur dritten) die Auswahl zwischen mehreren Sets hatte, die man frei kombiniieren konnte (auch wenn offset Teile dank der vielen Setboni oft nicht genutzt wurden). Noch krasser ist dies etwa in Eve Online.
Denn in Eve gibt es nicht das perfekte Schiff oder das perfekte Fitting. Vielmehr paßt man das Fitting und das Schiff an den Zweck an, den es erfüllen soll. Wenn wir eine unserer Guardian Gangs fliegen, dann heißt es High DPS, High Resist Buffer Fits. Was nichts anderes heißt als ein Battleship, armortanked mit guten Resistenzen (um den Guardians Zeit zu geben, einen aufzuschalten und zu reparieren) und Nahkampfbewaffnung mit 2-3 Damagemods (Heat Sinks, Magnetic Stabilizers etc). Das heißt im Umkehrschluss: keine Shieldtanks (Scorpions und Ravens müssen mit Plates und Armorresists gefittet werden), keine Sniping Ships und keine Hacs/Cruiser etc es sei denn, es wird als Ergänzung mitgenommen. Wenn ich hingegen Explorations fliege, dann brauche ich einen ganz anderen Schiffstyp – nämlich einen mit einem guten lokalen Tank, gutem DPS auch über mittere, idealerweise auch über lange Distanz, hinreichend beweglich und agil, um damit auch mal ein paar Jumps durch unsicheres Gebiet zurücklegen zu können. Das ist etwas, was mir die Tengu bietet, gerade auch dank der Möglichkeit, Subsystems zu wechseln und mit Cloak und Immunität gegen Bubbles zu reisen.
Andererseits gibt es in Eve zwar viele Fittings, die funktionieren – aber noch mehr, die schnell berechtige Flames für Failfitting anziehen. Beispielsweise, wenn Tankarten vermischt werden. Wenn nur Plates gefittet werden aber keine Resistance Mods (was im Endeffekt mehr Tank und mehr Agilität bedeuten würde) oder im Gegenteil Schiffe, die nur Damagemods und keinen Tank haben (was in 99% der Fälle auch unsinnig ist, weil die Stacking Penalties von Eve, alsodie Mali, die man für mehrere gleichartige Effekte bekommt, irgendwann den Nutzen soweit reduziert, dass man den Slot besser anders belegt hätte.
Einer der Gründe, warum wir mit unserer Allianz so erfolgreich sind, ist eben auch die Tatsache, dass bei uns ernst gemacht wird mit den Fittingansagen. Wer mehrfach, gerade in Fleetops, mit Fittings aufschlägt, die nicht dem Geforderten entsprechen, muss sich halt ein anderes Zuhause suchen. Denn in manchen Kämpfen kann der Verlust eines Battleships schon das Ende vom Kampf sein, weil man nicht mehr genug DPS auf dem Feld hat. Noch krasser ist dies bei den Spezialschiffen wie den Logistics. Wenn da jeder fittet, wie er lustig ist, endet das meistens sehr unschön. Natürlich gibt es kleinere Abweichungen bei manchen Schiffen, so fliegen etwa viele bei uns die Geddon mit einem passiven Tank wo ich drei aktive Hardener und ein Resistance Rig nutze. Aber die geforderten Schwellenwerte im Bereich EHP (Effective Health) und DPS werden erfüllt und das ist das Entscheidende.
Wenn man solo unterwegs ist, ist das Ganze natürlich etwas entspannter. Aber im Endeffekt gilt auch hier, wer seine Allianz mit krassen Mißgriffen hier bloßstellt, der kann zumindest damit rechnen, ein Gespräch mit einem der Direktoren zu haben (und wahrscheinlich diverse Flames auf dem Killboard zu kassieren). Es wird also erwartet, dass man sich Gedanken um die Ausrüstung und deren Einsatzzweck macht. Und es wird honoriert/bestraft durch Peerreview und die Allianzführung, wenn man hier failt. Das mag in der Abstufung jeweils anders sein und den einzelnen Missionrunner in seiner Privatcorp nicht betreffen. Wer aber in einer PVP Allianz aktiv ist, den wird das so oder so betreffen.
Ein passender Spruch eines ehemaligen CEOs von mir dazu:
Fit to win or die like a moron
Was will ich damit sagen? Ein MMO lebt davon, dass der Spieler die Wahl hat. Die Wahl, die auch dazu führt, dass er Fehler machen kann. Wenn also Blizzard sagt, dass man die Wahl der Spieler erleichtern wolle, dann kann dies auch heißen, dass das Gear noch stromlinienförmiger wird, und die leichte Wahl keine Wahl ist, weil es an Optionen mangelt. Ist dies der richtige Weg? Nach dem zuvor Ausgeführten würde ich sagen nein.
Ghanur
13. April 2010 @ 12:44
WoW kann man mit EVE nicht vergleichen *fg*.
Dass ActivisionBlizzard bei WoW die US-Strategie „One-Size-Fits-All“ umsetzt kommt für mich nicht überraschend – WoW wurde ja vollständig auf eSports optimiert. Da stört jegliche Auswahlmöglichkeit, es müssen ja alleine die „Skillz“ den Kampf entscheiden…
Ghanur
alter Meckerer
Mem
13. April 2010 @ 13:13
Mir ist schon klar, dass die Vergleichbarkeit nicht wirklich gegeben ist. Wenn man Wow etwa mit War vergleichen würde, würde man im Endgamebereich viele Ähnlichkeiten finden. Jedenfalls war es damals, als wir gespielt haben so, dass du jeweils 2 Sets gemixt hast, teilweise vielleicht 3. Aber es war halt relativ klar, wie die 2-3 Top Templates aussahen.
Lukas-Christian Schulze
13. April 2010 @ 13:32
Ist nicht das Itemfarmen und haben der einzige Grund wow zu spielen?
Jetzt nehm den Spielern nicht noch die Illusion davor das man sich umfangreich ausrüsten kann.
Gunny / Baladur
13. April 2010 @ 13:33
Bei mir gibts keine Gespräche, ich schick Jemanden der failfitted direkt in die Stasisperiode :>
Mem
13. April 2010 @ 14:34
Also ich spiel WoW eigentlich nach wie vor nicht wegen der Items. Habe ich eigentlich nie und wenn ich an den Punkt komme, dass ich es deswegen tu, werd ich es auch aufgeben. Mir ist schon klar, dass das Spiel schon immer sehr itembasierend war und dies mehr und mehr angezogen hat.
Dennoch darf man ja mal die hypothetische Frage stellen, was wäre, wenn man Sets komplett abschafft und für jeden Slot 2-3 Nonsetalternativen hat. Würde es dann mehr Varianz geben?
Donatien/Rexxar
13. April 2010 @ 15:58
Mal andersrum gefragt, wenn man eine Strecke zwischen A und B mit mehreren möglichen Zwischenhalten hat, würde man da nicht auch die schnellste Strecke nehmen, wenn man eh nicht auf die Umgebung achten kann?
Solange man keine weiteren Vorteile draus ziehen kann, wird immer die schnellste Möglichkeit die sinnvollste sein.
Für WoW bedeutet das, man hat seine Aufgabe, und dafür dann eine passende Ausrüstung, die ein wenig Varianz durch die Umgebungsbedingungen hat, manche Sachen kriegt man nicht, aber der Rest ergibt sich dann, rein rechnerisch (Trotzdem, die Stoffhose zieh ich nicht an, ich hab den schweren Rüstungskilt an, das macht aber nix aus) und ist daher keine freie Entscheidung mehr.
cawti
13. April 2010 @ 16:24
Das Problem das ich sehe ist: Das Gear ist zu langweilig. Im Flugzeug habe ich diese Woche mit Excel etwas gespielt. Das Ergebnis ist traurig.
1. Es gibt keine Boni die etwas innovativer sind. Ich glaube die letzten interessanten sah ich in Classic auf den PvP Sets. Momentan ist das ganze Gear nicht mehr als ein verstecktes lvlup. /boring. Warum nicht Gear ins Spiel bringen die mehr tiefe in die Klasse bringt.
2. Momentan ist das Mikro zu extrem. Es wird auf minimale Statsänderungen Wert gelegt. He du hast hier eine Stein falsch gesockelt. Du könntest hier 0,3 dps mehr herausholen.
/sigh. Nicht falsch verstehen, ich bin ein Freund von Theorycraft. Ich habe selber lange genug in WoW dabei mitgearbeitet. Aber das was momentan da läuft ist falsch.
3. WoW Gear ist nicht mehr übersichtlich. Barlow hat die Tage etwas gepostet womit er recht hat. Ich kann dir aus dem Stehgreif nicht sagen welches Item wie, wo besser ist. Ohne externe Werkzeuge wie Excel, Idps usw. geht nichts mehr.
Imo eine Fehlentwicklung in WoW. Das mag bei AO gepasst haben, aber für WoW falsch.
-> Gear das von den Stats weg geht und dafür andere Boni liefert. Und sei es nur veränderte CD, mehr Skillpunkte, neue Begleiter usw.
Yitu
14. April 2010 @ 10:06
Die fehlende Auswahl, gerade im Raid, war einer der Gründe WOW einzustellen.
Und in WAR ist zum Glück die Behütung nicht an ein Item gebunden. 🙂
Viele Grüße aus Essen,
Yitu
Zhori
14. April 2010 @ 12:57
Wobei man halt auch in WAR nicht wirklich grosse Möglichkeiten hat zu wählen, ein high end Set wird für die meisten Klassen aus Tyrant/Sovereign/Darkpromise Teilen bestehen und vielleicht noch ein Nonset-Teil mit +crit…
rakkar
14. April 2010 @ 16:21
ich find die t10 boni garnich ma sooo boring. mage 2er zb heißt dass durch ein kleines bisschen mehr haste eventuell ein cast mehr beeinflusst wird. dk dps 2er macht den unterschied zwischen mit und ohne reaping aus. usw usf…
cawti
14. April 2010 @ 17:19
Was aber die Klasse nicht tiefer macht. Das ist eben wieder nichts anderes als Stats hoch puschen. Dann nimmt man ein Sheet und rechnet es durch.
Nehmen wir als Vergleich Classic und hier PvP. Wann hat denn zum letzten mal jemand eine Stoppuhr gesehen? Eine Standarte. Ich bekam ja sogar schon whisper was ich denn im AV machte als ich mich mit der Insignie portete.
Gear mit Use Effekt wäre genial. Weg von Stats die eben relativ langweilig sind.