Jul 22 2010
Totes Kapital
Totes Kapital ist nichts anderes als Geld oder Gegenstände, die ungenutzt herumliegen anstatt diese wirtschaftlich einzusetzen. Gerade unter den MMO Spielern gibt es viele, die ihrem Sammeltrieb so weit nachgeben, dass irgendwann die Lager aus allen Nähten platzen, Da wird bei Spielen mit Lagerplatzbeschränkung wie War oder WoW der dritte Muli angelegt, die Gildenbank ist auch schon voll und überhaupt, auch das Postsystem wird als Lagerraum mißbraucht.
In Eve sieht das dann eher so aus, dass man über das gesamte bekannte Universum Schiffe, Module und Munition verteilt hat, teilweise in absolut überdimensionierten Lagern. Natürlich darf man immer fragen, was sollte man sonst mit dem Geld machen. In einem Spiel wie WoW ist das sicherlich berechtigt, ist doch die Beschaffung etwa von Rohstoffen wenn man einem neuen Twink einen neuen Beruf verpassen will, oft nerviger als das gelegentliche Einlagern. Zumindest, bis man an die absoluten Grenzen stößt. Andererseits gibt es Kapital, das in der Tat mit jedem Tag ein wenig an Wert verliert. Dazu zählen beispielsweise die aktuellen Raidmarken, mittels denen man die jeweiligen Orbs zu craften kaufen kann (oder im aktuellen Fall das Saronit). Diese Gegenstände, die faktisch den monetären Wert einer Marke definieren, unterliegen aus ganz leicht nachvollziehbaren Gründen der Inflation. Denn jeden Tag kommen über Dailies, Raids und Quests mehr Marken in den Pool, gleichzeitig setzt bei den alten Charakteren eine immer stärkere Sättigung, wenn etwa auch das 2. und 3. Set schon komplett sind. Ähnliches gilt auch die die kleineren Marken, wobei ich hier zugestehen muss, dass die Edelsteine erstaunlich preisstabil bleiben. Wobei das ein Prozeß ist, der so ähnlich schon in BC abgelaufen ist: langsamer Verfall bis zum Erreichen eines Widerstands, wie man das in der Charttechnik sagen würde, und dann langes Verweilen mit schleichender Errosion an diesem Preispunkt. Kurz vor Cata werden die Gempreise dann nochmal kräftig absacken.
In Spielen, die nicht von gebundenen Gegenständen dominiert werden wie etwa Eve ist der Prozeß ein etwas anderer. Hier sammelt sich schleichend immer mehr Schrott im Hangar an, sei es durch Loot, sei es dadurch, dass man Fittings kauft für ein Schiff, das man dann doch nicht fliegt, oder sei es wie meine Navy Geddon, die ich ohne einen Einsatz letztendlich wieder verkauft habe, weil wir seit geraumer Zeit einfach kaum noch Battleships rausfliegen (und wenn, dann mit solchen Gangs, wo man doch mit Totalverlusten rechnen muss und dann doch in was billigeres einsteigt. Ich habe es mir mittlerweile zur Angewohnheit gemacht, kleinere Munitionsmengen etwa, die irgendwo im Nirvana abgeladen wurden, um Platz zu schaffen oder auch die veritable Ibis Sammlung, die ich zwischenzeitlich mal hatte, einfach zu trashen. Dennoch ist meine Assetliste wesentlich länger und vor allem auf wesentlich mehr Station verteilt, als mir das lieb sein kann. Einer der Gründe dafür ist sicherlich, dass man im Lowsec nicht mal eben in einen T1 Hauler springt und alles durch die Gegend schippert – ein anderer aber auch, dass der Aufwand oft nicht lohnt oder die Güter teilweise zu sperrig sind (das gilt etwa für meinen Loot im Low Sec Missionhub, den ich noch nicht komplett aufgelöst habe). Und dennoch, es lohnt sich, ab und zu die Container zu durchforsten und auszusortieren, auf die Weise kann man sich eher doch mal das Spielzeug leisten, auf das man eigentlich schon lange hinspart. Konkretes Beispiel? Die Navy Geddon, die ich leider mit ziemlichen Verlust verkaufen mußte, hat im Endeffekt die Rigs für meine Legion finanziert.
Andererseits sollte man nicht auf Teufel komm raus liquidieren, sondern sich den Zeitpunkt anschauen. Beispiel: jetzt die Lager leerzuräumen dürfte fatal sein, dürften doch mit Cataclysm viele Spieler einen ihrer Craftberufe erst einmal aufgeben und auf einen Sammelberuf wechseln. Diese Leute müssen alle später wieder ihren zweiten Beruf hochskillen, was für eine ziemliche Nachfrage an Lowlevel Kram führt. Es gilt also, den Markt zu beobachten und nur das zu verkaufen, was schon jetzt auf einem hohen Niveau ist (und möglicherweise durch die Craftingänderungen an Wert verlieren wird). Das sind beispielsweise die Sachen, die man gemeinhin für den Bereich 225 – 300 braucht, erfahrungsgemäß versenkt man hier locker 50 % der Gesamtkosten für das Leveln eines Berufs.
Aber auch in Eve gibt es Beispiele hierfür: ich werde nie meine Golem verkaufen, auch wenn ich sie aktuell nicht nutze. Warum? Weil ich nur noch 50 % des Einstandspreises erhalten werde, wenn überhaupt. Das sind dann solche Verluste, wo man das, was kein Geld und keinen Aufwand frißt (und das tun nahezu gar keine Besitztümer in MMOs) einfach liegen läßt, getreu der Devise: schlimmer wirds nimmer.
Oft fällt die Entscheidung, ob totes Kapital entsteht oder nicht direkt mit der Erlangung des Guts. Wenn im Hinterkopf der Gedanke auftaucht: das könnte ich irgendwann mal gebrauchen, dann wird man es in der Regel erstmal ablegen und warten. Alternativ taucht auch oft die Überlegung auf, dass es zu wertvoll ist, um es in den Vendor oder die Buyorders zu drücken, aber andererseits zu wenig Geld gibt, um es gezielt zu verkaufen. Auf die Weise sammelt sich dann auch relativ viel Schrott an, der zwar Platz frißt, aber an sich wenig Kapital darstellt.
Was will ich also sagen? Durchforstet mal eure Accounts und schaut mal, ob ihr euch nicht doch von Sachen trennen könnt/wollt/müßt. So ein Frühjahrsputz tut jedenfalls richtig gut, wenn man am Ende doch eine dickere Geldbörse hat.
cawti
22. Juli 2010 @ 14:15
Generell würde ich in WoW momentan einige Lager anlegen bzw. sogar massiv ausbauen. Zum Beispiel sämtliche Craftingmats um Juwe hochzuskillen. Oder alle Erze um durch verhüten Bergbau so schnell wie möglich hoch zu bekommen.
Das ganze 3-4 mal und die nächsten 150k+ Gold sind eingenommen mit Cata.
Mem
22. Juli 2010 @ 14:42
Kommt sehr auf die aktuellen Preise an, bei uns ist das alles jetzt schon sehr teuer. Glaub nicht, dass sich das so krass verteuert. Andererseits kann man evtl mit dem Powerleveln einer Profession am Anfang des Addons richtig kies machen.
altaron
22. Juli 2010 @ 16:47
Ganz entscheidend ist auch wie stark oder ob überhaupt in Cata wieder eine Inflation einsetzt.
Wenn man sich die Vendorpreise für Items anguckt wird man feststellen das teilweise Classic Sachen teurer zu verkaufen sind als Wotlk Items auch das Gold durch Dailys wurde seit dem letzten Addon so gut wie gar nicht mehr erhöht.
Natürlich ist der Goldwert trotzdem extrem zurückgegangen, die Gründe sehe ich – wie gerade genannt – allerdings nicht auf der Einnahmen-Seite, viel mehr gab wurden diverse „gold sinks“ entfernt (Raiden) oder schlichtweg keine neuen oder zu schwache Eingebaut (Reitskill).
Ich denke man wird bei Blizzard weiter versuchen die Einnahmen der Spieler nicht zu erhöhen, die große Frage ist also ob man es diesmal schafft ausreichend Ausgabe zu provozieren.
Eine wichtige Frage ist also wie das in Cata weitergeht, wird die Inflation sich weiter in der Stärke fortsetzen sind „materielle Werte“ eine sehr gute Anlage.
Gunny / Baladur
22. Juli 2010 @ 18:47
Bei EVE muss man allerdings dazu sagen das es im Vergleich zu WoW Gold quasi gar keine ISK Inflation gibt.
cawti
22. Juli 2010 @ 18:56
@altaron
Das Problem in WoW ist folgendes: Wer Gold hat, kann es extrem schnell vermehren. Er kennt die Leute, er kennt das AH und seine Regeln. Und er hat das nötige Kleingeld um zu spielen. Und wenn Gold entwertet wird, hat er durch seinen Puffer immer noch genügend Möglichkeiten wieder daran groß zu verdienen.
Die Mudflation wurde in WoW nicht früh und intensiv genug bekämpft. Und jetzt ist sie imo nicht mehr so einfach zu bekämpfen.
altaron
22. Juli 2010 @ 22:37
Ich denke nicht das man in WoW davon reden kann das man mit mehr Geld auch schneller an selbiges kommt.
Es gibt kaum Möglichkeiten sein Geld im grossen Format anzulegen, alles ist sehr begrenzt und mit hohem Aufwand verbunden, selbst wenn ich im AH handel bringt mir alles über ein gewisses Mindestkapital keinen Zusätzlichen Gewinn mehr.
Und dieses Gold ist der Inflation unterworfen ohne Zinsen zu bringen, habe ich also viel „Bargold“ rumliegen ist die Zeit mein größter Feind.
Was man vielleicht sagen kann ist das ich mit genug Gold risikoreichere und langwierigere Gewinne anstreben kann.
So habe ich z.b. in kurzer Zeit 2 Hyazintharas für insgesamt ca 20k Gold gekauft.
Pets von denen ich mir nur nach langer Zeit einen Gewinn versprechen kann, aber ich kann es mir leisten weil ich auf das Gold nicht angewiesen bin – trotzdem ist das ein Extrembeispiel und mit normalen Pethandel kann man mit vielleicht 8k Gold schon fast voll einsteigen.
Yitu
23. Juli 2010 @ 07:05
Womit wir wieder beim Grundproblem der Wirtschaft sind:
http://ao-lai.blog.de/2010/05/18/handelsblog-spieleentwickler-ingame-wirtschaft-herumfuschen-tagen-brachte-nomadenseele-beitrag-thema-wow-kaufmount-8616031/
Solange die „Wirtschaft“ auf seelengebundene Währungen setzt und nicht Angebot und Nachfrage den Markt regeln… Wird es nur so weitergehen können. Inflation für ALLE. 😉
Viele Grüße aus Essen,
Yitu
PS: Ich packe meine Mats in EVE immer auf 2 Stationen – oder es wird sofort Verkauft.
Ghanur
23. Juli 2010 @ 13:17
WoW kann man in dieser Hinsicht nicht mit EVE vergleichen.
In EVE können nur Items gekauft werden, die zuvor von einem Spieler produziert wurden (es gibt nur noch wenige Ausnahmen), damit hat der Markt feste Grenzen.
In WoW kommen die Items aus dem (NPC-)Nichts, die paar von Spielern hergestellten Teile haben keine Auswirkung auf das Marktgeschehen, die Inflation kennt keine Grenzen *fg*.
altaron
23. Juli 2010 @ 16:15
Klar kommen die Items aus dem Nichts, aber das ist nicht der Grund für die Inflation, da diese Items unter Spielern gehandelt werden.
Die Frage ist wo diese Spieler und der Markt an sich das Gold herhaben.
Gold aus Quests, von Vendor-Verkäufen und schlichtes Lootgold – ist die Summe aus diesen Quellen auf einem Server größer als der Abfluss des Goldes zurück zu den Npc´s (reparieren, Vendor-Einkäufe) entsteht Inflation.
Wir haben im Moment das „Problem“ dass der Abfluss nicht stimmt, der Zufluss dagen hat sich nicht wahnsinnig geändert.
Gunny / Baladur
23. Juli 2010 @ 17:57
Das Problem bei der ganzen Sache aus ökonomischer Sicht ist, selbst minimalste Änderungen am Zufluss-/Abflusshahn, z.B.durch Dropratenreduzierungen von Mats zum craften, Erhöhungen der Repkosten um nur wenige Prozent, etc. , einen subjektiv sehr starken Effekt auf die Spieler haben können. Blizzard geht da natürlich den Weg der Casuals, lieber alle mit unbegrenztem Goldreichtum versorgen als die Foren voller weinender Gelegenheitsspieler die sich beschweren, dass es unmöglich für sie ist, vernünftig zu spielen bei dem „Farmaufwand“.