Jun 9 2008
(I’m not) Leaving on a Jetplane
Das was auf fast jedem Server vorkommt, macht auch vor den ganz großen Gilden keinen Halt. Risen und Death and Taxes traf das Aus ja schon vor einiger Zeit, nun hat es auch die Gilde Forte erwischt.
Eine ausführliche Begründung des Guildleads zum Aus findet ihr hier: http://www.fortegaming.com
Eine bedenkliche Entwicklung. Es ist ja nicht nur so, dass es die Powergilden trifft. Auch auf dem Server Blackrock ist dieser negative Trend deutlich zu erkennen. Es wird immer schwerer fähiges Personal zu finden, was von A nach B (ohne über C) laufen kann und zudem noch einigermaßen equippt ist. Meist müssen diese Leute noch einige IDs durch MH/BT geschliffen werden um die doch vorhandenen Lücken im Gear zu schließen, nur um dann festzustellen, das sie spielerisch mit einer Bahnschranke verwandt sind.
Hinzukommt, das immer wieder Leute aus dem Stammpool an Spielern die sunwellfähig sind aus diversen Gründen das Spiel quitten. Sei es die Diplomarbeit, der Umzug mit 6 Wochen ohne Internet, die keine Lust mehr Phase, der Gamequit wegen Age of Conan oder, oder, oder…
Gründe gibt es viele, führen aber immer wieder zu dem selben Problem: So schnell wie die Leute aufhören, kann man keine neuen rankarren, weil es an Gear, Erfahrung, oder an beidem fehlt.
Ferner haben auch die Stammraider irgendwann keine Lust mehr zum Xten mal irgendwelches Frischfleisch durch BT/MH zu ziehen, in der Hoffnung unter 10 Kandidaten einen Rohdiamanten dabei zu haben, der nur noch geschliffen werden muss.
Wobei sich hier der Raid selbst ins eigene Fleisch schneidet, da man sich selbst die Basis weggräbt. Man sollte dies mit der Jugendarbeit in einem Sportverein vergleichen. Man muss selbst für Nachwuchs sorgen, da einem sonst später das Personal fehlt um weiter am oberen Ende der Skala spielen zu können. Sicher kann man versuchen Top-Spieler von anderen guten Gilden abzuwerben, jedoch hat dies immer einen negativen Beigeschmack und wechseln werden die Leute sowieso nur, wenn es in ihrer alten Gilde bereits kriselt.
Wir haben es bis jetzt immer ganz gut geschafft den Wegfall von Leuten zu kompensieren und ich hoffe, das wir auch in Zukunft weiter im oberen Mittelfeld mitspielen können. Fraglich ist halt wie viele dauerhaft bei Age of Conan, oder auch Warhammer Online, verbleiben oder dann doch wieder zurück kehren. Aber zum Addon werden sie eh alle wiederkommen.
Und um Gerüchten vorzubeugen: Ich werde definitv bei WoW bleiben, das AddOn ist bereits seit Monaten vorbestellt, Age of Conan bietet derzeit zwar netten Zeitvertreib, kann aber ein WoW sicher nicht ersetzen oder ablösen. Von daher werd ich der WoW-Welt noch eine Weile erhalten bleiben. Einzig ein Star-Trek MMO könnte da derzeit gefährlich werden 😉
Holger
16. Juni 2008 @ 15:06
Bedenken sollte man da auch einfach immer das Sommerloch: Es schlägt jedes Jahr immer wieder zu und die „DOOOOOM!“-Rufe sind immer zur gleichen Zeit zu hören. Das ist schon seit Jahren so, kenne ich auch noch aus meiner Ultima-Online-Zeit, zu der schon jedes Mal im Sommer der Niedergang der Online-Spielkultur prophezeit wurde und häufig auf zeitgleich neu erschienene („viel schlechtere, aber die Masse ansprechendere“) projiziert wurde. Dabei sind Sommer, Sonne, Ferien und dieses Jahr eben auch einmal wieder eine Fußball-Zeit eigentlich gute Gründe dafür, einfach erst wieder im Winter anzufangen. Um so wichtiger ist sicherlich auch der Add-On-Release, um die Leute wieder zurück zu holen.
Dennoch scheint es mir, dass gerade im Sommer viele immer die Flinte ins Korn werfen, weil sie denken, so geht es nicht weiter. Auch hier braucht man Sitzfleisch – genauso wie beim Content erwipen. Dann läuft es eben mal ein paar Wochen nicht. Leider sind viele Spieler dann gleich angeödet, angenervt, weil der Instant-Progress nicht zu finden ist und quitten dann die Gilde oder gleich das ganze Spiel, um vermeintlich grünere Weide-Gründe aufzusuchen, bei denen aber auch nichts Anderes passiert und sicherlich im nächsten Jahr oder spätestens das Jahr drauf gleiche „DOOOOOM!“-Sommer-Rufe zu hören sind.
Besonders schön finde ich deinen Vergleich mit Vereinen mit der Jugendarbeit, die da wichtig ist. Und ich habe es schon häufig genug gesehen, wie manche Vereine ihre Jugendarbeit vernachlässigt haben und das ihnen das Genick gebrochen hat. Aber auch auf der „DOOOOM!“-Ruf-Ebene haben Vereine ähnliche Probleme wie MMOs, denn daher ist mir das auch bekannt, als jahrelanger Vereins-Funktionär. Klar, bei Fußball-Vereinen hat man eher kein Sommer-Loch; im Gegenteil. Aber bei meinem Schach-Verein war es auch immer so. Sommer, Sonne, Sorgen. Dabei war es ab Herbst wieder alles vergessen. Man braucht eben nur das Sitzfleisch.
Wie du so schön schreibst: Sie kommen alle wieder und diejenigen, die am lautesten quitten, sind am schnellsten wieder da. Was ich da leider immer ein wenig vermissen, ist eben dieses Durchhalte-Vermögen, denn das ist sowohl beim Wipen wie auch im Sommer nötig. Denn der Erfolg sowohl im Progess, wie auch im Raid-Zusammenhalt fängt erst einmal bei einem selbst an. Natürlich kann man sich selbst nicht teilen, aber witzigerweise vermisse ich gerade bei MMO-Spielern so häufig das „Wir“-Gefühl, auch wenn man gerade bei MMOs meinen sollte, dass das „Multiplayer“ ein solches erzeugen können sollte – aber da ist vermutlich die Anonynmität des Internets zu sehr im Weg. Im Internet kann man eher aufhören, hat man keinen Ruf, den man verlieren kann. Im örtlichen Fußballverein, weiß man, wo mein Auto steht. Das ist die Gefahr der Anonymität und der Anarchie, die dann (leider) Abgründe aufzeigt. Allerdings, da muss ich eine Lanze für MMOs wieder brechen, auch in Vereinen hat man in der breiten Masse der Spieler nur tumbe Konsumenten, die lediglich an sich selbst denken und ungefähr so loyal sind wie Fähnchen im Wind. Da gibt es sich also nicht ganz so viel. Dennoch habe ich das Gefühl, dass es bei MMOs schlimmer ist.
Sleth
16. Juni 2008 @ 17:25
@Holger
der Vergleich mit der Jugendarbeit kam nicht von ungefähr: Ich war jahrelang Jungedspielleiter bei uns im Schachverein bzw. Bezirksjugend-Spielleiter im Schachbezirk Emscher-Lippe. Dort muss man auch ständig dafür sorgen das sowohl die eigenen Mannschaften genug Spieler haben, Fahrmöglichkeiten organiseren, Turniere aussrichten (vgl. Raids) und diese dann durchführen. Die Motivation der Leute stand dort auch im Vordergrund, da nach mancher Niederlage die Leute die Figuren an den Nagel hängen wollten bzw. im Sommer die Lust auf Schach in den Hintergrund rückte. Aber alles war am Ende halb so schlimm, da nach einem Sieg wieder alles vergessen war.
Holger
16. Juni 2008 @ 21:52
Oh, das ist ja witzig! Ich war auch jahrelang Jugendtrainer und Jugendwart bei uns im Schachverein und auch jahrelang bei der Schachjugend Rheinhessen tätig. Ich musste da wirklich auch an meine Schach-Zeiten früher denken bei dem, was du geschrieben hast, und den Jugendbetrieb. Gerade beim Schach ist funktionierende Jugendarbeit schließlich unglaublich wichtig, weswegen wir auch viel mit den Schulen zusammen gearbeitet haben und auch das Schulschach immer unterstützt haben. Die Parallelen mit Raids sind da wirklich stark; das war mir bis zu deinem Text nie so aufgefallen, aber eigentlich ist es vollkommen logisch.